Kapitel 7. Energieausweise

Der Energieausweis ist ein Produkt aus einer ganzen Reihe von Einzeleingaben wie Bauteile, Geometrien, haustechnischen Anlagen bis hin zu verwaltungstechnischen Angaben.

Innerhalb eines Projektes kann es auch notwendig sein mehrere Energieausweise zu verwalten oder einige Gebäudeteile zu speziellen Energieausweisen zusammenzufassen.

Standardmäßig fasst ArchiPHYSIK Gebäudeteile unterschiedlicher Nutzung zu jeweils einem Energieausweis zusammen.

In der Tabelle der linken Sektion werden alle Energieausweise blau dargestellt. Direkt darunter in Schwarz alle Gebäudeteile welche dem Energieausweis zugeordnet sind. Einen speziellen Bereich stellt die Zeile nicht zugeordnet dar. In diesem Bereich können Gebäudeteile aufbewahrt werden die für keinen Energieausweis benötigt werden.

Direkt unter der Tabelle mit den Energieausweisen wird der in der Tabelle aktive Energieausweis mittels Labeling graphisch dargestellt. Der aktuelle Stand ist durch die schwarzen Markierung angezeigt. Gibt es einen Grenzwert einzuhalten (Bauordnung) so wird dieser durch die rote Markierung dargestellt.

Ist dem Projekt ein Referenzprojekt zugeordnet, so wird dieses mit einer hellgrauen Markierung gekennzeichnet. Zusätzlich wird die Verbesserung in Prozent angezeigt. Im Referenzprojekt können sich ebenfalls mehrere Energieausweise befinden. Welcher davon dem gerade aktivierten Energieausweis entspricht kann in dem Popup unter dem Labeling gewählt werden.

Die mittlere Sektion stellt die Detailergebnisse des Energieausweises dar. Im Wesentlichen handelt es sich um jene Zahlen, die auch auf dem Ausdruck ausgewiesen werden. Je nach Wahl in der Tabelle Energieausweise können die spezifischen oder zonenbezogenen Ergebnisse des Energieausweises (blaue Zeile) oder der Gebäudeteile (schwarze Zeile) angezeigt werden.

Die rechte Sektion enthält im Wesentlichen die Administrativen Angaben zum Energieausweis Deckblatt. In diesem Bereich sind auch die jeweiligen Online Einreichungen für Energieausweise möglich. Übertragen wird immer der gerade aktive Energieausweis.

7.1. Daten für den Energieausweis sammeln

Die folgenden Abschnitte sollten bei der Datensammlung für die Ermittlung eines Energieausweises für Österreich berücksichtigt werden. Ziel ist die Berechnung gemäß der OIB Richtlinie 6:2007-04 sowie der österreichischen Normen (vom August 2007) durchzuführen.

Gebäudekategorien festlegen. Energieausweise müssen nur für konditionierte Gebäude ausgestellt werden. Ausnahmen sind in der OIB Richtlinie 6:2007-04 bzw. in den Bundesländergesetzen oder Bundesländerverordnungen festgelegt. Handelt es sich um ein Sonstiges Gebäude muss lediglich die Einhaltung der erforderlichen U-Werte nachgewiesen werden.

Standort festlegen. Obwohl die Anforderung auf ein Referenzklima Österreich bezogen wird, muss der Standort gewählt werden, da auf dem Energieausweis auch die Energiekennzahlen für den Standort ausgewiesen werden.

Weicht die Höhenlage des berechneten Projekts vom Standardwert ab, so muss diese Höhenlage berücksichtigt werden. Die Höhenlage beeinflusst die monatliche Außentemperatur und solare Einstrahlung.

Nutzungszonen. Befinden sich in einem Gebäude mehrere Nutzungszonen so kann es notwendig sein, diese separat zu erfassen und zu berechnen. Unter welchen Umständen darauf verzichtet werden kann, ist in der OIB Richtlinie 6 festgelegt. Folgende Nutzungszonen werden nach ON B 8110-5 unterschieden:

  • Einfamilienhäuser

  • Mehrfamilienhäuser

  • Bürogebäude

  • Kindergarten und Pflichtschulen

  • Höhere Schulen und Hochschulen

  • Krankenhäuser

  • Pflegeheime

  • Pensionen

  • Hotels

  • Gaststätten

  • Veranstaltungsstätten

  • Sportstätten

  • Verkaufsstätten

  • Hallenbäder (ab ON B 8110-5:2011)

  • Sonstige Gebäude

Bauteile erfassen. Hier wird die Qualität der opaken und transparenten Bauteile (Fenster) ermittelt. Für opake Bauteile sind das die Materialschichten und ihre Dicken, bei Fenstern ist dies das Glas, der Rahmen und der Glasrandverbund.

Es werden zumindest alle Bauteile benötigt, die einen konditionierten Gebäudeteil umschließen.

Grundfläche und Volumen. Ausgehend von der ermittelten Bruttogrundfläche werden viele Vorgabewerte gewählt oder abgeleitet. Das hier ermittelte Volumen wird praktisch nur für die Berechnung des erforderlichen Heizwärmebedarfs benötigt.

Flächen der Gebäudehülle. Die zuvor definierten Bauteile müssen in ihrer Menge ermittelt werden. Für den Energieausweis sind die Flächen der opaquen Bauteile und die Anzahl der transparenten Bauteile erforderlich.

Orientierung und Verschattung. Um die solaren Gewinne korrekt zu ermitteln ist es notwendig die Orientierung und Verschattung der Fenster zu ermitteln.

Für den Nachweis des aussen induzierten Kühlbedarfs von Nutzgebäuden (Nicht-Wohngebäuden) ist auch die Orientierung von opaquen Bauteilen notwendig.

Art der Raumlüftung. In Gebäuden werden möglicherweise kontrollierte Raumlüftungen eingesetzt. In diesem Fall ist die Art und der Wirkungsgrad anzugeben. Die ON gibt hier Rechenwerte für bestimmte Geräte vor.

Raumheizungsanlagen. In einem Gebäude können eine oder mehrere Raumheizungsanlagen vorhanden sein. Für die Berechnung muss der Erzeuger, eine eventuell vorhandene Zwischenspeicherung, die Lage der Verteilung und die Art der Wärmeabgabe bekannt sein.

Warmwasseranlagen. In einem Gebäude können eine oder mehrere Warmwasserheizungsanlagen vorhanden sein. Für die Berechnung muss der Erzeuger, eine eventuell vorhandene Zwischenspeicherung und die Lage der Verteilung bekannt sein.

Raumlufttechnik. In einem Gebäude können verschiedene Lüftungskonzepte verwendet werden. Für die Berechnung wird zwischen der Fensterlüftung und der mechanischen Lüftung unterschieden. Bei der mechanischen Lüftungsanlage ist es wichtig die unterschiedlichen System separat zu erfassen.

Beleuchtungsanlage. Die Beleuchtungsanlage ist nur bei Nutzgebäuden speziell zu erfassen. Bei Wohngebäuden ist die Beleuchtung bereits in den internen Gewinnen berücksichtigt.

Es muss bekannt sein ob eine Notbeleuchtung vorhanden ist und wie die Beleuchtung ausgeführt ist. Ist die Hauptbeleuchtung nicht eindeutig definierbar, können weitere Beleuchtungen angesetzt werden.

Abluftleuchten werden direkt in der Heizwärmebedarfsberechnung berücksichtigt. Es ist die Art der Absaugung und deren Luftdurchsatz zu ermitteln oder festzulegen.

Anlagenanteile. Wird mehr als eine Anlage eingesetzt, muss festgelegt werden, wie viel Grundfläche in welcher Zone mit welcher Anlage versorgt wird.