Data Templates ändern BIM Software grundlegend

Zugegeben, ein provokanter Titel. Mit der Anwendung des Data Template Konzepts könnten sich die verschiedenen BIM Autorensoftware-Produkte massiv ändern (müssen?). Die Zeit von „alle denkbaren Möglichkeiten anbieten“ könnte sich zu „nur das Notwendige anbieten“ ändern. Dies würde es ermöglichen, sich zu fokussieren und nicht durch die Suche nach der Nadel im Heuhaufen behindert zu werden.

Heutige BIM Autorensoftware ist leistungsfähig geworden und wird es immer mehr. Damit wird sie aber auch immer komplexer und damit schwieriger zu erlernen und zu beherrschen. Wird der Bereich der Bauelemente herausgegriffen, so sind diese in der Regel komplex, um möglichst viele Spielarten abbilden zu können. Die Bauelemente sind zum Teil kleine Programme (in Archicad die GDL-Objekte, in Revit die Familien). Dies führt aber auch dazu, dass viele Optionen vom Modellierenden ausgewählt und eingestellt werden müssen. Das Menü ist eher ein Kochbuch.

Mit Hilfe von Data Templates, die in diesem Zusammenhang auch als Klassen eines Klassifizierungssystems zu verstehen sind, könnte die derzeitige Vorgehensweise geändert/umgekehrt werden. Derzeit wird in der Regel ein digitales Bauteil (oder besser eine Gruppe, da es so viele Varianten abbilden kann) konfiguriert, platziert und dann klassifiziert, um dem digitalen Bauteil einen Kontext zu geben, der auch später von anderen Beteiligten interpretiert werden kann.

Diagramm der Beziehungen von Data Template (aka Klassifizierung) mit  Eigenschaften für eine Bauelement in einem BIM Modell innerhalb einer CDE BIMpeco-2023
Datenverbindung Data Dictionary zu BIM Modell in CDE

Die Data Templates (Klassen) mit ihrem Fokus auf ein Anwendungsgebiet (z.B. Ökologie, Tragwerk, …) und den damit verbundenen Eigenschaften beschreiben die benötigten Eigenschaften. Soll ein digitales Bauteil (gedanklich noch ohne geometrische Darstellung) platziert werden, beschreiben die Klassifikationen bereits genau das gewünschte Bauteil. Da die Eigenschaften in Data Templates bereits Vorgabewerte und Wertebereiche enthalten, könnte die BIM Autorensoftware ein Element entsprechend der Vorgabewerte und Wertebereiche konfigurieren und zur Platzierung im Gebäudemodell vorschlagen. Die BIM Autorensoftware kann/wird noch weitere Optionen anbieten, die den Anwenderinnen das Leben erleichtern. Die im Modell vorhandenen Informationen entsprechen jedoch von Anfang an den benötigten (zu liefernden) Informationen.

Das Suchen, Finden und Austauschen von konkreten Produkten im digitalen Modell kann mit der gleichen Vorgehensweise erfolgen. Die Data Templates (aka Klassen) liefern weiterhin das Suchschema, um geeignete Bauprodukte zu suchen, zu finden und „auszutauschen“. Dieser Austausch kann während der Errichtung notwendig sein, um zum As-Built Modell zu gelangen, aber auch während des Betriebs, um Wartung und Instandhaltung zu unterstützen.

Klippen und Unwägsamkeiten

Bei all diesen Betrachtungen ist zu beachten, dass es nicht nur eine Klassifikation gibt, sondern dass ein digitales Bauteil mehrere Klassifikationen tragen kann. Was passiert, wenn zwei Klassifikationen eine gleich bezeichnete Eigenschaft verlangen? Im besten Fall wird die Gleichheit durch eine Verknüpfung der beiden Eigenschaften im Data Dictionary definiert. Wird die Gleichheit nicht über ein Data Dictionary vereinbart, sollte/wird die Software diese Eigenschaft zweimal anbieten. Dieser Fall sollte aber bereits im Zuge der AIA, spätestens aber bei der Erstellung des BAP erkannt und gelöst werden.

Es ist wichtig zu wissen, dass BIM Software nicht nur um ein Werkzeug für die Entwurfsphase ist, sondern dass viele andere Programme die im BIM Modell enthaltenen Informationen nutzen. Zumindest versuchen sie es. Aber auch hier ist es wichtig, dass bestimmte Informationen vorhanden sind. Durch Klassifizierungen (aka Data Templates) kann sichergestellt werden, dass die benötigten Informationen in der gewünschten Struktur vorhanden sind. So kann eine Software, die an bestimmten Daten interessiert ist, erkennen, ob bestimmte digitale Objekte die benötigten Daten enthalten.

Fazit und Gedanken zur künftigen Software Entwicklung

Die BIM Autorensoftware wird sich mit der Situation auseinandersetzen müssen, dass ein Teil des Hoheitsgebiets ( Eigenschaften auf Objektebene) stärker von außen beeinflusst wird. Das Konzept der Data Templates bietet die Möglichkeit, die Eigenschaften der Objekte stärker zu harmonisieren. Ein nachträgliches Mapping von Daten wird über kurz oder lang als inakzeptabel empfunden werden. So wünschenswert „fließende Daten“ von Seiten der Modelliererinnen sind, so sehr wird es wahrscheinlich Argumente von Seiten der Softwarehersteller geben, warum dieser Datenfluss schwierig oder gar unmöglich ist. Es bleibt spannend, was oder wer sich durchsetzen wird.


Dieser Text entstand im Rahmen des Forschungsprojektes BIMpeco: Umweltrelevante Produktdaten in kollaborativen BIM-Umgebungen.

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