Feuchtetransport: Glaser vs. modifizierter Glaser

Der Feuchtetransport in einem Bauteil ist ein sehr komplexer Vorgang. Die Kenntnisse über genaue Materialeigenschaften, Feuchtetransportmechanismen sowie der Ausgangs- und Randbedingungen sind meistens unzureichend.

Daher legen die Normen ÖNORM B 8110-2:2020-01 und ÖNORM EN ISO 13788:2013-04-01 ein vereinfachtes Berechnungsverfahren zum Nachweis des Feuchteschutzes fest. Dies wird allgemein als Glaserverfahren bezeichnet.

Das Berechnungsverfahren beschränkt sich auf eine Feuchtebeanspruchung aus dem Gebäudeinneren und der Austrocknung über Wasserdampfdiffusion. Unter der Annahme von monatlichen Klimadaten erflogt der Feuchtetransport in den Bauteil durch Dampfdiffusion und, mit dem modifizierten Glaserverfahren, auch durch Konvektion. Sofern Feuchtequellen wie z.B. Schlagregen oder andere Feuchtetransportmechanismen vernachlässigbar sind, führt die Berechnung zu sehr sicheren Konstruktionen.

Glaserverfahren

Das Glaserverfahren wurde als tabellarisch-grafisches Verfahren konzipiert, das mit einfachen Rechenoperationen sehr schnell Ergebnisse liefert. Die ÖNORM EN ISO 13788:2013-04-01 regelt die Anwendung dieses Verfahrens und definiert auch dessen Grenzen.

Systematik: Glaserverfahren klassisch

Modifiziertes Glaserverfahren

Beim modifizierten Glaserverfahren wird zusätzlich zur Dampfdiffusion auch noch der Feuchtetransport über Konvektion berücksichtigt. Dieses Rechenverfahren ist bei Konstruktionen mit Lufthohlräumen (z. B. Holz-Rahmenbau-Wände, Holzbalken-Decken) anzuwenden. Der Feuchtetransport durch Konvektion kann bei diesen Konstruktionen ein entscheidender Faktor sein. Geregelt wird das zugehörige vereinfachte Nachweisverfahren in der ÖNORM B 8110-2:2020-01.

Systematik: Modifiziertes Glaserverfahren

Rechenverfahren

Der Feuchtetransport beim modifizierten Glaserverfahren wird mit der Diffusions-/Konvektionsgleichung der ÖNORM B 8110-2:2020-01 beschrieben. Die TU-Wien hat ein Rechenverfahren zur Lösung dieser Gleichung entwickelt. Das Dampfdruckprofil an den Schichtgrenzen wird so lange angenähert, bis sich das System ausreichend genau im Gleichgewicht befindet. Details zum Rechenverfahren können beim Institut für Werkstofftechnologie, Bauphysik und Bauökologie der TU-Wien nachgeschlagen werden.

Schichtteilung Rmax

Bauteilschichten, deren Wärmedurchlasswiderstand Rt,i größer als 0,25 m²·K/W ist, sind in Teilschichten zu unterteilen, deren Wärmedurchlasswiderstand höchstens 0,25 m²·K/W ist.

ÖNORM B 8110-2:2020-01 – 11 Vereinfachter Nachweis

Diese Schichtteilung ermöglicht die Untersuchung des Feuchteverhaltens innerhalb einer Bauteilschicht. Bei diffusionsoffenen Dämmstoffen, wie z.B. einer Glaswolle innerhalb eines Gefachs führt diese sehr enge Schichtteilung jedoch zu keiner Verbesserung der Aussagequalität. Eine Tauwasserbilung innerhalb dieser Dämmebene kann in diesem speziellen Fall nahezu ausgeschlossen werden.

Annäherung der Schichttilung mit Rmax von oben

Diese normative Schichtteilung kann die Rechenzeit des Nachweises enorm in die Höhe treiben. Zur Vermeidung langer Wartezeiten sollte bei der Entwicklung neuer Konstruktionen dieser maximale Wärmedurchlasswiderstand Rmax von oben angenähert werden.


Weitere Informationen zum Thema