Feuchteschutz im Bauteil – Vereinfachter Nachweis

In der ÖNORM B 8110-2 :2020-01 ist ein vereinfachtes Rechenverfahren zur Vermeidung schadensverursachender Kondensatmengen im Bauteilinneren enthalten. Zusätzlich zum klassischen Glaserverfahren kann damit ein Feuchteeintrag durch Wasserdampfkonvektion und die Austrocknung von Anfangsfeuchte berücksichtigt werden.

Diese Berechnung wird mit ArchiPHYSIK 18 bereitgestellt.

Vereinfachter Nachweis

Grundsätzlich ist dieser Nachweis gemäß ÖNORM B 8110-2:2020-01 ausschließlich ab der Lokalisierung „Energieausweis AUT 2019“ verfügbar. In älteren Lokalisierungen wird noch die vorangegangene Norm-Fassung verwendet.

Eingabedaten

Neben den bauphysikalischen Eigenschaften der Schichten müssen auch die wesentlichen Merkmale der Konstruktion im Reiter Dampfdiffusion eingestellt werden. Die umliegenden Klimabedingungen und die konkrete Einbausituation wird im Reiter Rahmenwerte festgelegt.

Vereinfachter Nachweis
  1. Luftdichtheit: Ausführung der luftdichten Schichte auswählen
  2. Strömungspfad bestimmen
  3. Ebene für Nachweis mit Anfangsfeuchte wählen
  4. Rahmenwerte festlegen
  5. Berechnung starten und Ergebnisdarstellung öffnen

Berechnung ohne Wasserdampfkonvektion

Bei der Einstellung „Luftdichtheit dauerhaft gesichert“ wird keine Wasserdampfkonvektion berücksichtigt. Das Rechenergebnis wird augenblicklich auf dem Bildschirm angezeigt. Jede Änderung von Bauteileigenschaften aktualisiert sofort das Rechenergebnis.

Berechnung mit Wasserdampfkonvektion

Die Berechnung der Diffusions-/Konvektionsgleichung dauert oftmals sehr lange. Zur Vermeidung dieser Wartezeit bei jeder Änderung im Bauteil, startet die Berechnung erst nach einem Klick auf nicht geprüft, berechnen…

Feuchteeintrag durch Wasserdampfkonvektion

Bei Konstruktionen mit Lufthohlräumen (z. B. Holzrahmenbauwände, Holzbalkendecken) ist anstatt der Diffusionsgleichung (klassisches Glaserverfahren) die Diffusions-/Konvektionsgleichung für den Feuchtetransport (modifiziertes Gaserverfahren) zu verwenden.

Systemskizze Dampfdiffusionsberechnung Glaser

Bei dieser Diffusions-/Konvektionsgleichung wird zusätzlich zur Wasserdampfdiffusion ein konvektiver Feuchteeintrag in den Bauteil berücksichtigt. Feuchte Raumluft gelangt dabei über konstruktionsbedingte Undichtheiten in die Dämmebene.

Druckdifferenz über die Konstruktion

Die treibende Kraft hinter der Wasserdampfkonvektion ist der Luftdruck-Unterschied zwischen Innen und Außen. Dieser entsteht in den Wintermonaten durch den statischen Auftrieb der warmen Raumluft oder durch den Überdruck einer raumlufttechnische Anlage.

Luftdichtheit

Die Ausführung der luftdichten Ebene an der Innenseite des Bauteils bestimmt die konstruktionsbedingte Undichtheit. Wir unterscheiden hier drei Fälle:

  1. Luftdichtheit dauerhaft gesichert – keine Wasserdampfkonvektion
  2. Bauteile aus qualitätsüberwachter Vorfertigung
  3. Luftdichtheit: Alle anderen Fälle
ZeileAusführung der Luftdichtheit der Konstruktion auf der Innenseite
1Die Luftdichtheit des Bauteils ist baulich dauerhaft gesichert. Dies gilt bei Bauteilen, bei denen z. B. ein Nagel oder eine Schraube zu keinem Strömungspfad in Bereiche führt, in denen schadensverursachendes Kondensat auftreten kann.
2Bauteile aus einer qualitätsüberwachten Vorfertigung
3Alle anderen Fälle
ÖNORM B 8110-2:2020-01 Tabelle 3 — Luftvolumenstromkoeffizienten C

Strömungspfad

Der Strömungspfad beschreibt die Schichten, die von dem konvektiven Feuchtestrom durchströmt werden. Dieser beinhaltet zumindest die innere luftdichte Schichte und kann bis zur äußeren winddichten Ebene reichen.

Schichtfolge bei inhomogenen Bauteilen

Der Nachweis in ArchiPHYSIK erfolgt ab der Berechnung nach OIB RL6: 2019 durch den Schichtaufbau des Gefachs. Im klassischen Holzrahmenbau ist die Schichtfolge der Dämmebene ausreichend um die Kondensatmengen im Bauteil zu Bewerten.

Nachweis mit Anfangsfeuchte

Für Konstruktionen, bei denen zwischen Schichten mit einem sd-Wert ≥ 0,5 m Konstruktionsteile aus biogenen Werkstoffen vorhanden sind, ist ein Nachweis mit Anfangsfeuchte zu führen. Ein Feuchtezuschlag von jeweils 0,25 kg/m² wird mittig in dieser Schichtebene angesetzt.

Berechnung

Prüfung der Eingabedaten

Bevor die Berechnung der Kondensation im Inneren des Bauteils beginnt, werden die Eingabedaten auf Vollständigkeit überprüft. Fehlende oder falsche Angaben werden rot hervorgehoben und ein Warnhinweis erscheint am Bildschirm.

Start der Berechnung

  1. Die Berechnung hat mit einem Monat, in dem sich kein Kondensat ergibt, zu starten. Der erste Rechendurchlauf ermittelt diesen Startmonat.
  2. Beginnend mit dem Startmonat wird die Berechnung ohne Anfangsfeuchte durchgeführt.
  3. Anschließend erfolgt ein Rechendurchlauf je Bauteilschicht, bei der ein Nachweis mit Anfangsfeuchte notwendig ist.

Kriterien zur Beurteilung

Folgende Kriterien sind für den Nachweis der Vermeidung Schadensverursachender Kondensation im Inneren von Bauteilen festgelegt:

Austrockung ohne Anfangsfeuchte:
  • Es darf keine Feuchteanreicherung durch Kondensation über gc > 0,50 kg/m² auftreten.
  • Die in der kühlen Jahreszeit aufgetretene Feuchteanreicherung muss im Sommer wieder vollständig austrocknen.
Austrockung mit Anfangsfeuchte:
  • Es darf keine Feuchteanreicherung durch Kondensation über gc > 0,50 kg/m² auftreten.
  • Die in der kühlen Jahreszeit aufgetretene Feuchteanreicherung inklusive dieser fiktiven Anfangsfeuchte muss im zweiten Sommer wieder vollständig austrocknen.

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