Energieeffizienz in der Architektur: Projekt GINGER

Baubranche und Gebäudemanagement befinden sich im Umbruch: Die Komplexität der realen Welt wird nun digital modelliert. Das Dateiformat IFC (Industry Foundation Classes) erleichtert die Interoperabilität im Rahmen des sogenannten Building Information Modeling (BIM). Leider gibt es keinen praktikablen Arbeitsablauf, um IFC-Daten unterschiedlichster Quellen in eine einfache Gebäudegeometrie überzuführen, wie sie z.B. für Energieeffizienzberechnungen benötigt werden.

Dies kann momentan nicht automatisch erfolgen, da Vereinfachungsalgorithmen auf CAD-Daten oft scheitern, u.a. aus Unwissenheit von Domänen-spezifischen, semantischen Informationen. Das Projekt GINGER, eine Kooperation von A-NULL Bauphysik mit Fraunhofer Austria Research und dem Ingenieurbüro Gratzl e.U., löst dieses Problem.

Reales Gebäude, Vereinfachung, Auswertung

Direktes Ziel von GINGER ist, alle benötigten Informationen von IFC-Dateien (der kommende Standard für BIM zu extrahieren oder sie semiautomatisch zu ergänzen. Visuelle Feedback-Methoden und einfache Benutzeroberflächen sind entscheidend, um automatisch generierte Daten durch einen menschlichen Benutzer zu validieren.

Die automatische Interpretation vorhandener Gebäudedaten ist ein rechenintensiver Prozess, der mit Hilfe von Cloud Computing Techniken umgesetzt werden wird. Mit Cloud Computing können notwendige Resourcen zeitnah kosteneffizient angefordert und genutzt werden, und vereinfachen dadurch den Deployment-Prozess. Weiters ergeben sich ökonomische und ökologische Vorteile: Energieeffizienzberechnungen sind rechenintensive Aufgaben, die CPU-Leistung benötigen. Wenn diese CPUs nicht im Dauereinsatz betrieben werden, ist mieten sinnvoller statt kaufen. Das Cloud Computing bietet den technischen und wirtschaftlich sinnvollen Rahmen, Rechenleistung on-demand einzukaufen.

Aus der Forschungsperspektive ist funktionale Geometrievereinfachung das Thema der Zukunft: Technische Systeme werden immer komplexer und zunehmend ganzheitlich designt. Digitale Darstellungen bieten neue Möglichkeiten der Datenintegration und Vernetzung und es wird eine automatische Fokussierungsstrategie benötigt. Wie ein menschlicher Experte, der in der Lage ist, sich auf relevante Informationen zu konzentrieren, muss auch ein Computer in der Lage sein, relevante Informationen zu identifizieren. Ohne diese Fähigkeit werden Simulationen mit irrelevanten Informationen „geflutet“.

Das Projekt wird von Fraunhofer Austria geleitet und zusammen mit A-NULL Bauphysik GmbH und dem Ingenieurbüro Gratzl e.U. realisiert.